Um dieses kulturelle Erbe für die zukünftigen Generationen zu sichern, zu erhalten und weiter zu entwickeln haben wir im Dezember 2022 die „Stiftung Dauerwald Bärenthoren“ errichtet.
Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, sowohl die dauerwaldartige Bewirtschaftung unserer Wälder als auch die Umweltbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern. Darüber hinaus möchte die Stiftung das Erbe von Friedrich von Kalitsch erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Der Wald hat für uns Menschen seit vielen Jahrtausenden eine ganz besondere Bedeutung. Seit der Romantik ist der Wald aus unserer Kunst- und Kulturgeschichte unseres Landes nicht mehr wegzudenken. Seit dieser Zeit gehört er zu unserer nationalen Identität und spielt eine zentrale Rolle in unserem Selbstverständnis.
Der Wald erbringt für unsere Gesellschaft vielfältigste Leistungen. Er ist Lebensraum für eine Fülle von Tieren und Pflanzen, er bietet Raum für Erholung und Naturerlebnisse, er liefert Trinkwasser und schützt die Böden, er liefert den bedeutsamen Rohstoff Holz – er ist existentiell für das Überleben der Menschen.
Der prognostizierte Klimawandel und die mit ihm verbundenen Wetterextreme (Dürren, Stürme, Kalamitäten.) stellen für unsere derzeitigen Wälder eine erhebliche Gefahr dar. Unsere Waldungen sind auf das neue Klimaszenario nicht gut vorbereitet. Der Ausfall der Baumart Fichte im Harz ist ein Beispiel dafür, dass wir uns in Deutschland mitten in einem großflächigen Waldsterben befinden.
Bereits vor über 100 Jahren haben sich Forstleute und Waldbesitzer mit dem Bewirtschaftungsmodell „Dauerwald“ beschäftigt. Der berühmte Waldbauprofessor Alfred Möller (1860 – 1922) und der Waldbesitzer Friedrich von Kalitsch (1858 – 1939) haben in Zeiten der Kahlschlagswirtschaft auf dieses Waldbewirtschaftungsmodell hingewiesen und praktisch angewandt. Der von Friedrich von Kalitsch bewirtschaftete Wald bei Bärenthoren (Kreis Zerbst) erlangte Berühmtheit. Hier ist die Wiege des Dauerwaldgedankens.
Damit der Umbau, hin zu resilienten Wäldern gelingen kann, ist es von besonderer Bedeutung den zukünftigen Generationen einen natürlichen Lehrraum zur Verfügung zu stellen. Insbesondere junge Menschen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land aufgewachsen, möchten mehr über den Wald erfahren und sich aktiv für deren Erhalt einsetzen.
Auch muss es das Ziel, bereits den ganz kleinen Mitbürgern (ab dem Vorschulalter), einen Zugang zum Erlebnis- und Erfahrungsraum Wald zu geben. Gerade bei kleinen Kindern findet in unserer Gesellschaft eine zunehmende Entfremdung von den wichtigen Lebensgrundlagen statt.
Das Waldgebiet bei Bärenthoren ist ein kultureller Schatz mit großem Innovationspotenzial. Hier können Antworten erarbeitet und an die nächsten Generationen weiter getragen werden. Friedrich von Kalitsch und Alfred Möller haben uns bereits vor 100 Jahren den Weg gezeigt, wie der Wald von morgen aussehen kann. Diesen Weg wieder neu zu beschreiten kann helfen die Identität des Waldes langfristig zu sichern.
„Den Wald zu pflegen, zu erhalten, das ist die wichtigste Aufgabe des schönen Berufs, den wir erwählt haben.“
Jede gelungene Kultur, jede Naturverjüngung , jede sorgsam durchgeführte Durchforstung sei uns eine Herzensfreude.“
[Zitat Prof. Dr. Alfred Möller: „Der Waldbau“ (Erster Band) 18. Vorlesung]
Als Friedrich von Kalitsch den elterlichen Betrieb übernahm, stellte er die althergebrachten Waldbewirtschaftungsformen radikal um. Kahlschläge, Streunutzung und Viehweide wurden unter seiner Führung sogleich eingestellt. Zur damaligen Zeit erkannte in Deutschland nur eine Handvoll von Förstern, dass der Wald, soll er nachhaltig Holz produzieren, in seiner Gesamtheit als Organismus zu verstehen ist. Diesen Ansatz der Nachhaltigkeit im Sinne des Dauerwaldgedanken praktizierte Friedrich von Kalitsch seit 1884 im elterlichen Waldbesitz. Bis zu der berühmten Forstvereinstagung im September 1922 in Dessau, bei dem Alfred Möller einen Vortrag zum Dauerwaldprinzip hielt, wurde im Bärenthorener Wald schon 38 Jahre lang Dauerwaldwirtschaft praktisch umgesetzt.
Erst durch Alfred Möller, Direktor der Forstakademie in Eberswalde von 1906 bis 1921 erlangte Bärenthoren bzw. Friedrich von Kalitsch Berühmtheit. Alfred Möller prägte den Begriff des Dauerwaldes und fand in Bärenthoren ein praktisches Beispiel für sein theoretisches Wirtschaftsprinzip. Vereinfacht erklärt, bedeutet der Begriff Dauerwaldwirtschaft:
– Verzicht auf Kahlschläge, Umstellung auf einzelstammweise Nutzung
– Schonung des Bodens, Erhalt der Bodengare (keine Vollbaumnutzung)
– Verjüngung des Waldes wo immer möglich, Verlängerung der Verjüngungszeiträume
– Erhalt des typischen Waldinnenklimas
– keine Bindung an bestimmte Waldtypen, ausschlaggebend sind die natürlichen Gegebenheiten
– Dauerwald soll ein ungleichaltriger Mischwald sein.
Durch einen Zufall erfuhr Alfred Möller von Bärenthoren. Er besuchte zum ersten Mal im Jahre 1911 den Kalitschen Grundbesitz und war begeistert von dem Wald den er vorfand. Es war der Beginn zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen zum Waldwachstum, die in Bärenthoren in den Jahren von 1914 bis hin zur heutigen Zeit durchgeführt wurden.
Seit diesen Tagen wurde in dem 740 ha großen Waldgebiet geforscht, erkundet, gestritten und diskutiert. Trotz aller Umbrüche und Neuorganisationen innerhalb der Forstwirtschaft die in den letzten 80 Jahren stattfanden, sind der Wald um Bärenthoren und der Gedanke des Dauerwaldes noch immer hoch aktuell. Die ganze Welt diskutiert zurzeit über naturnahe und schonende Landnutzungsformen. Der Umgang mit den natürlichen Ressourcen ist von herausragender Bedeutung für die Menschen. Insbesondere der Wald spielt hierbei eine zentrale Rolle. Er produziert Sauerstoff und fungiert als riesiger Kohlenstoffspeicher. Er ist Rohstoffproduzent, Wasserspeicher und dient für die Erholung der Menschen.
Was uns fehlt sind praktische Beispiele, die zur Begutachtung und zur Diskussion für dieses Wirtschaftsprinzip einladen.
In Bezug auf den Klimawandel hat Bärenthoren schon jetzt Waldbestände vorzuweisen, die Auskunft über den Wald von Morgen geben können.
Das Waldgebiet östlich der Ortschaft Bärenthoren ist untrennbar mit dem Namen Friedrich von Kalitsch verbunden. Durch sein waldbauliches Handeln vor 140 Jahren ist dieses Waldgebiet von herausragender Bedeutung und weist heute zahlreiche Waldbestände vor, die Auskunft über den Wald von Morgen geben können.
Das 21. Jahrhundert stellt uns alle vor große Aufgaben und Veränderungen. Doch vor allem eine Generation wird von diesen Umbrüchen betroffen sein.
Endlich aktiv werden, lautet die Devise, doch wie nur? Vor diese Fragen stehen viele junge Menschen, die in ländlichen Regionen großwerden, aufwachsen und zur Schule gehen. Der demographische Wandel macht gerade auf dem Land dem kulturellen Leben zu schaffen. Durch hohe Abwanderungszahlen in ländlichen Gebieten sinkt auch das Angebot an Bildung und Partizipationsmöglichkeiten.[1] Gerade für junge Menschen und Familien bedeutet dies häufig sich die Frage zu stellen, was das Leben auf dem Land noch attraktiv macht. Bildungsqualität und standortnahe Bildungsangebote sind wichtige Faktoren bei der Wahl des zukünftigen Standortes. Gerade junge Menschen verspüren das Bedürfnis, ihre unmittelbare Heimat mitzugestalten[2]. Doch dazu benötigt es Gestaltungs- und Handlungsräume, die ihnen eröffnet und aufgezeigt werden müssen.
Mit diesen steigenden Herausforderungen müssen auch wir uns auf machen, endlich neue Wege zu beschreiten. Auch wir stehen in der Verantwortung, unser Partizipationsversprechen an die zukünftige Generation einzulösen. Dafür muss man jedoch nicht immer in die Welt hinausziehen, um Lösungen zu suchen. Gelegentlich reicht ein Blick in die vergangene Geschichte des Bundeslandes Sachsen – Anhalt. Es ist eine Geschichte, voller kultureller Schätze und innovativen Ideen, die es gilt, mit einer neuen Generation wiederzuentdecken.
Der Kieferndauerwald in Bärenthoren zählt als ein solcher kultureller Schatz mit großen Innovationspotenzial, der im Herzen Anhalts schlummert.
Der Standort Bärenthoren bietet den optimalen Bildungsraum für Nachhaltigkeit der Zukunft. Junge Menschen könnten den Wald von Morgen schon heute in einer offenen, erforschenden und erfahrungsbasierten Lernumgebung begegnen und entdecken. Sie sind jedoch auch eingeladen, durch ihre Visionen und Ideen den Bildungsort Bärenthoren mitzugestalten und sich beispielsweise in Projekten aktiv einzubringen. Hierbei erlernen sie Verantwortung für einen wichtigen Teil ihrer unmittelbaren Lebensumwelt, dem Wald, zu übernehmen und sich für ihre eigenen nachhaltigen Interessen stark zu machen. Die Natur wird nicht nur als ein Freizeit- und Erholungsraum erkundet, sondern auch als ein komplexes Ökosystem kennengelernt, in dem alles miteinander eng verbunden ist.
Neben hautnahen Lernräumen könnten durch eine Sanierung der Räumlichkeiten ebenfalls digitale Lernumgebungen geschaffen werden. In diesen können junge Menschen die datengestützte Seite der Umweltforschung kennenlernen und erproben. Es können Vernetzungen zu anderen Bildungsinstitutionen wie Universitäten und Hochschulen geschlossen werden, um durch Konferenzen und Weiterbildungen die Idee der nachhaltigen Naturverjüngung in die Welt hinauszutragen.
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[1] Reißig, B., & Tillmann, F. (2017). Bildungsteilhabe junger Menschen in ländlichen Räumen: Empirische Befunde aus Landkreisen mit demografischen Verwerfungen. DDS–Die Deutsche Schule, 109(4), 308-321.
[2] ebd.
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